Nachhaltiges Handeln bei der Herstellung von Textilien und Bekleidung - Andrea Rechtsteiner
16045
post-template-default,single,single-post,postid-16045,single-format-standard,ajax_updown,page_not_loaded,,qode-title-hidden,qode-child-theme-ver-1.0.0,qode-theme-ver-15.0,qode-theme-bridge,wpb-js-composer js-comp-ver-5.4.5,vc_responsive
Nachhaltigkeit und Berichterstattung

Nachhaltiges Handeln bei der Herstellung von Textilien und Bekleidung

Die Hersteller von Textilien und Bekleidung werden scharf beobachtet. In der Modeindustrie werden die Wechselzyklen von Bekleidungslinien immer kürzer. Der Wert von Textilien sinkt beständig. Nach einigen Katastrophen in den letzten Jahren stehen die Produktionsbedingungen in Fernost in einem schlechten Ruf. Soziale Missstände bei der Produktion und verunreinigte, ja schadstoffhaltige Textilien, aber auch Umweltschäden durch Pestizide und monokulturellen Anbau, sind die Gründe. Von der Textil- und Bekleidungsindustrie genauso wie von den Handels- und Vertriebsstufen wird nachhaltiges Handelns verlangt. Auch wenn die Verbraucher selbst nicht danach handeln, wird von den Unternehmen gefordert, dass sie sich ihrer ökologischen und sozialen Verantwortung stellen.

Megatrend Nachhaltigkeit?

Nachhaltigkeit wird als eines der gesellschaftlichen Megathemen unserer Zeit gehandelt. Seit 2, 3 Jahren ist der Begriff eines der am meisten strapazierten Schlagworte in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Nachhaltiges Handeln wird schnell zur Floskel wenn es nicht konsequent angewendet wird. „Green-washing“ wird zum Eigentor und von Verbraucherorganisationen und Medien schnell entlarvt. Verantwortungsbewusste Unternehmen haben erkannt, dass sie zum Schutz von Kunden, Mitarbeitern und Umwelt wirksame Maßnahmen zum Erhalt der Ressourcen ergreifen müssen, die über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehen.

Der Ansatz nachhaltigen Handelns ist nicht neu. Bereits vor 200 Jahren  mahnte Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz nachhaltige Forstwirtschaft an. Nicht mehr Bäume sollten gefällt als neue angepflanzt werden, um den Baumbestand in Sachsen infolge des Silberabbaus nicht dauerhaft zu gefährden, gar zu vernichten.

Höhere Wertschöpfung ist gefragt

Heute gilt die Motivation einer „cradle-to-cradle“ (zu deutsch: einer „Wiege-zur-Wiege“ oder besser „Produkt-zu-Produkt-Herstellung“) als das Maß der Dinge. Wenn auch langsam: Die Zahl der Textil- und Bekleidungshersteller die neue Textilien in diesem Sinne anbieten steigt. Neue Produkte müssen einerseits bestmögliche Ausgangsmaterialien enthalten, andererseits das Potential zu einer vollständigen, hochwertigen Verwertung besitzen. Nachfolgendes Recycling muss das Ziel haben, in höherwertige Produkte zu münden (up-cycling).

 

Glaubwürdiges Handeln ist gefordert – und wird entlohnt

 Kunden und Verbraucher wollen von Herstellern mit Blick auf den Schutz von Mensch und Umwelt glaubwürdige Taten sehen. Fehlende Transparenz, Scheinlösungen, Kostenverlagerungen, soziale Ungleichgewichte, das Wirtschaften zu Lasten der Natur und kommender Generationen werden nicht mehr hingenommen. Die Unternehmen der Textil- und Bekleidungsindustrie sind gut beraten, sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung zu stellen und nachzuweisen, dass ihre Produkte nachhaltig, sozial- und umweltverträglich sind.

 Grünes Labeln und kurzsichtige Ideen werden in unserer hochvernetzten Gesellschaft schnell entlarvt. Fakten müssen belegen, dass Strategie, Produktion und Produkt wirklich nachhaltig sind. Allein ganzheitliches Denken verspricht langfristigen Erfolg – ökologisch wie auch ökonomisch. Und: Wenn der Kunde nachvollziehbar begründet bekommt, warum ein (nachhaltiges) Produkt mehr kostet, steigt die Bereitschaft, mehr zu zahlen. Dies gilt vor allem, wenn die Tauglichkeit nachhaltiger Produkte höher und der konkrete Nutzen größer ist.

Dennoch bleibt es dabei: Bisherige Entscheidungskriterien, wie Produktvorteile, Marke, Image, Bequemlichkeit, Wertigkeit, Preis und Qualität sind weiter gleichrangig. Nachhaltigkeit ist lediglich ein weiteres Attribut unter mehreren entscheidenden und überstrahlt nicht einzelne andere oder gar die Summe der anderen Attribute. Der Kunde kann zurecht erwarten, dass der Hersteller sein nachhaltiges Produkt genauso leidenschaftlich und überzeugend bewirbt wie jedes andere.

 

 Zertifikate und Labels sind eine wirksame Hilfe

Die Verwendung von Zertifikaten und Labels ist nahezu unumgänglich. Zwar ist eine Inflation an Zertifikaten zu beobachten und nicht jedes ist brauchbar. Trotzdem ist es der beste Weg, mit einfachen Mitteln den Kunden und Verbraucher zu überzeugen.

Vornehme Aufgabe der Hersteller ist es, die richtigen Zertifikate auszuwählen. Als Ausweis eines sozialen und umweltverträglichen Unternehmens sind für Hersteller eigene (überprüfbare) Verpflichtungserklärungen (Code of Conduct), die Mitwirkung beim UN-Global-Compact oder ein Nachhaltigkeitsbericht in Anlehnung an ISO 26000 unabdingbar. Als Nachweis einwandfreier Produktion ist es für Textil- und Bekleidungshersteller empfehlenswert, sich mit den Zertifikaten und Labels  von FairTrade, FairWear, Blue Sign, GOTS, Ecolabel und ÖkoTex 100 plus/ 1000 zu befassen. Dies in unterschiedlicher Gewichtung, je nachdem an welcher Stelle der Wertschöpfungskette ein Unternehmen angesiedelt ist.

 

Zum Schluß

 Nachhaltigkeit ist kein Modetrend sondern entwickelt sich zum Standard. Diejenigen Unternehmen haben mit nachhaltigen Produkten Erfolg, die selbst als vertrauenswürdig gelten, einwandfreie Produkte herstellen und dem Kunden die Kaufentscheidung zu nachhaltigen Textilien erleichtern, indem sie ihm eine emotionale Bindung vermitteln.

Andrea Rechtsteiner
a.rechtsteiner@andrea-rechtsteiner.de